Warum einen Schädlingsbekämpfer beauftragen, wenn man sich vermeintlich schneller und günstiger selbst etwas im Baumarkt oder Landhandel kaufen kann? Leider ist die Lösung selten so einfach. Wer sich die Inhaltsstoffe genauer ansieht, merkt schnell: Es gibt gravierende Unterschiede in der Wirksamkeit.
Der Unterschied: 1. Generation vs. 2. Generation
Gängige Mäuse- und Rattenköder für den privaten Gebrauch (aus dem Baumarkt) enthalten meist den Wirkstoff Coumatetralyl (früher oft Warfarin). Wir sprechen hier von Antikoagulanzien der 1. Generation. Diese Wirkstoffe sind Blutgerinnungshemmer. Sie blockieren die Wirkung von Vitamin K und führen zu inneren Blutungen. Das Problem dabei: Damit diese Mittel tödlich wirken, müssen sie von den Nagetieren mehrfach über mehrere Tage hinweg aufgenommen werden (Mehrfachdosis-Prinzip).
Wir als professionelle Schädlingsbekämpfer setzen hingegen modernere Antikoagulanzien der 2. Generation ein, wie zum Beispiel Brodifacoum und Difenacoum.
- Brodifacoum gilt als eines der stärksten verfügbaren Mittel.
- Difenacoum ist ebenfalls sehr potent, auch wenn hier vereinzelt Resistenzen bekannt sind.
Diese Profi-Mittel sind so hochwirksam, dass oft schon eine einmalige Aufnahme genügt (Single-Dose-Prinzip). Deshalb gehören sie zwingend in die Hände von geschultem Personal.
Das Problem mit der Resistenz
Durch die unsachgemäße Anwendung von Baumarkt-Produkten ist ein gefährlicher Kreislauf entstanden. Wenn Laien Köder falsch auslegen oder zu gering dosieren, nehmen die Tiere nicht genug Wirkstoff auf, um daran zu sterben.
Die Folge: In bestimmten Bereichen Deutschlands haben sich innerhalb der Nagetierpopulationen Resistenzen entwickelt. Die Tiere haben sich an die schwächeren Wirkstoffe der 1. Generation „gewöhnt“ und überleben die Aufnahme. Hier hilft oft nur noch der gezielte Einsatz von Profi-Wirkstoffen der 2. Generation.
Faktencheck: Kommt das Rattengift-Verbot 2026?
In letzter Zeit häufen sich reißerische Schlagzeilen wie „Rattengiftverbot 2026: Rattenplage wegen EU-Regeln?“. Hier lohnt sich ein nüchterner Blick auf die Fakten.
Es droht kein plötzliches, vollständiges Verschwinden aller Mittel. Der aktuelle Durchführungsbeschluss (EU) 2024/734 besagt, dass die Genehmigungen für wichtige Wirkstoffe (darunter Brodifacoum, Coumatetralyl und Difenacoum) bis zum 31. Dezember 2026 verlängert wurden.
Dennoch findet ein Umdenken statt: Die Regeln werden verschärft. Der Fokus rückt weg von der vorbeugenden, großflächigen Vergiftung hin zu einer verantwortungsvollen und bedarfsgerechten Schädlingsbekämpfung.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Die Verschärfung der Regeln führt dazu, dass alte Muster in der Bekämpfung („Viel hilft viel“) nicht mehr zulässig und deutlich teurer werden. Besonders Kommunen stehen vor der Herausforderung, dass die reine Köderauslegung im Kanalnetz zukünftig oft nicht mehr ausreicht oder finanzierbar ist.
In Zukunft sind vermehrt Experten gefragt. Es geht darum, Befalls-Schwerpunkte exakt zu identifizieren und strategisch vorzugehen, statt nur Wirkstoffköder zu verteilen und zu hoffen, dass die Population zurückgeht.
Fazit: Investieren Sie in Fachwissen statt in schwache Wirkstoffe
Lieber einmal vernünftig in einen sachkundigen Schädlingsbekämpfer investieren, als mehrfach Geld für frei verkäufliche Mittel auszugeben, die am Ende unsachgemäß ausgebracht werden und aufgrund von Resistenzen wirkungslos bleiben.